Aus der Geschichte des Dorfes Stetten/Hohentengen

Stetten wird gemäß alten Chroniken im Jahre 1086 als „Stettin“ erstmals urkundlich erwähnt. Obwohl hierüber keine schriftlichen Nachweise bestehen, kann aufgrund von Bodenfunden davon ausgegangen werden, dass der Ort bereits im 6. Jahrhundert, in der Zeit der alemannischen Landnahme, existierte. Die Reste von Keltenwällen im Gewann „Unterm Bühl“ deuten gar darauf hin, dass die Besiedlung am Südfuß des „Kalten Wangen“, der heutigen Orte Stetten und Günzgen, bereits wesentlich früher stattgefunden hat.

Stetten war geschichtlich über Jahrhunderte mit der Landschaft Klettgau – gelegen zwischen Rhein, Wutach und dem Höhenzug Randen – sehr eng verbunden. Bis zum Jahre 1308 bestimmten verschiedene Herrschergeschlechter und vor allem das Kloster Rheinau das Geschehen im Klettgau. Um das Jahr 1308 ist erstmals die Rede von einem Landgraf Habsburg-Laufenburg, welcher u.a. auch über den Klettgau herrschte. Im Jahre 1408 heiratete eine Erbin des Hauses Habsburg-Laufenburg einen Grafen von Sulz. Die Grafen von Sulz nahmen ihren Sitz in Tiengen. Sie waren neben dem Bischof von Konstanz weitgehend die alleinigen Herrscher des Klettgaus. Ein dauernder Erhalt ihres Machtbereiches im heutigen schweizerischen Klettgau gelang ihnen jedoch nicht. So mussten die Sulzer zwischen 1525 und 1656 in Geldnöten das Rafzerfeld, bestehend aus den Gemeinden Wasterkingen, Rafz, Wil, Hüntwangen, Buchenloo und Nohl zum Kaufpreis von 4‘700 Gulden an die Stadt Zürich verkaufen. Am 21. Juni 1656 verkauften die Sulzer die übrigen Gemeinden des schweizerischen Klettgaus zum Preis von Fr. 50‘600.— an die Stadt Schaffhausen.

Die Gemeinden des früheren Zollausschlussgebietes wurden interessanterweise nicht abgegeben. Die Grafen wollten wahrscheinlich die dort bestehenden Handelswege kontrollieren und sich damit auch die anfallenden Zolleinnahmen sichern. In einer Urkunde von 1548 wird nach Krieger berichtet: „Hainrich Meyer, vogt zue Stetten, ist zu gericht gesessen anstatt und innamen Wilhalmen, Rudolphen und Alwigen gepruedern graven zu Sultz und landtgraven im Cleggoew“.

Im Laufe der Jahrhunderte hatte Stetten wiederholt unter Kriegen zu leiden. Von der allgemeinen Empörung über die drückende Herrschaft des Grafen Rudolf von Sulz wurden im Bauernkrieg 1525 auch die Bauern von Stetten und Günzgen erfasst. Nachdem sie jedoch eine vernichtende Niederlage beim Friedhof in Geißlingen erlitten, baten die Bürger von Kaiserstuhl um Schonung ihrer Pfarrgenossen. Ihr Bitten war vergeblich und ein gnadenloses Strafgericht des Grafen von Sulz erging über die Bauern. Auch während des 30-jährigen Krieges wurden die Orte in den Jahren 1633 und 1634 schwer heimgesucht. Bei einem Treffen in Lottstetten kamen viele – zum Teil auf grausame Art und Weise – ums Leben. 1635 brach in Stetten die Pest aus und raffte fast die Hälfte der Einwohner des Dorfes hinweg. Nach 1687 ging die Landgrafschaft Klettgau und damit Stetten wiederum durch Heirat in die Herrschaft der Schwarzenberger über. Sie hielten sich verhältnismäßig selten im Klettgau auf, denn sie besaßen grössere Besitztümer in Böhmen und standen in kaiserlichen Diensten. Damit in der Grafschaft Ordnung herrschte und eine wirtschaftliche Entwicklung möglich war, erließen sie im Jahre 1729 eine Zunft- und Gerichtsordnung.

Das Gebiet wurde in zwei Ämter, Jestetten und Tiengen, mit jeweils einem Oberamtmann eingeteilt. Höhepunkt des wirtschaftlichen Lebens waren die Jahrmärkte. In den Dörfern wurden Vögte eingesetzt, die der Aufsicht der fürstlichen Beamtenschaft unterstanden. In Friedenszeiten durfte jeder Stand sein Militär zur Bewachung des eigenen Landes – als Gendarmerie – verwenden. Nur in Kriegszeiten wurde die bewaffnete Macht in Kreisregimenten zusammengeschlossen.

Ein würdiger Vertreter der Schwarzenberger war Landesfürst Johann I. Er hob 1780 die Leibeigenschaft im Klettgau auf.

Die jahrhundertelange Herrschaft der Sulzer und Schwarzenberger im Klettgau kommt auch im Wappen von Stetten, welches im Jahre 1906 eingeführt wurde, zum Ausdruck:

In geteiltem Schild oben in Silber drei aufsteigende rote Spitzen (Wappen der Grafen zu Sulz), unten von Silber und Blau siebenmal gespalten (Wappen der Schwarzenberger)

Dass die Stettener für die Not ihrer Nachbarn ein offenes Herz und eine offene Hand hatten, beweist ein Eintrag vom Jahre 1790 im Lienheimer Dorfbuch: Auf Bitten der von einem schweren Hagelwetter heimgesuchten Gemeinde Lienheim spendete Stetten zur Linderung der Not 20 Viertel Veesen (Weizenart), wie Vogt Andreas Meyer von Stetten – vermutlich ein Nachfahre des 1548 genannten Vogts Heinrich Meyer – am 17. Herbstmonat 1789 bestätigte.

Lienheim erhielt damals als „milde Beisteuer“ 460 Muth Veesen, 64 Muth Roggen und 392 Gulden. Das Ende der Schwarzenbergischen Herrschaft kam mit den napoleonischen Kriegen und dem Rheinbund 1806. Der Klettgau war wiederholt Kriegsschauplatz. Fürst Joseph II., der sich nicht entschließen konnte, dem Rheinbund beizutreten bzw. sich Napoleon unterzuordnen, verkaufte die Grafschaft Klettgau am 19. Juli 1812 an den badischen Hof. Alles in allem betrug der Kaufpreis 664’850 Gulden.

Mehr als ein halbes Jahrtausend hatten die Landgrafen aus dem Hause Habsburg, Sulz und Schwarzenberg die Heimat am Hochrhein beherrscht. Die Zeit des letzten regierenden Fürsten hatte dem Land schweres Kriegsleid gebracht. Ein verarmtes Land wurde dem badischen Staat übergeben.

Mit der staatlichen Neuordnung und Zuordnung zum Großherzogtum Baden ging auch eine Neuordnung im kirchlichen Bereich einher, ebenso die Einführung der obligatorischen Schulpflicht.

Im 1. Weltkrieg (1914-1918) und im 2. Weltkrieg (1939-1945) mußte Stetten große Blutopfer bringen und hatte insgesamt 12 Gefallene und 6 Vermisste zu beklagen. Nach dem II. Weltkrieg wurde ein Zug französischer Soldaten bis 1946 in Günzgen einquartiert. Nun bekam die Bevölkerung die Belastung des verlorenen Krieges zu spüren. Alle Waffen, Motorräder und Radios wurden beschlagnahmt. Die Gemeinde musste für die Versorgung mit Brennholz und eine ausreichende Ernährung sorgen.

Nach dem 2. Weltkrieg – jedoch noch vor der sogenannten „Gemeindereform“ im Jahr 1975 – wurden in Stetten mehrere große Baumaßnahmen durchgeführt, u.a. der Neubau des Schulhauses, des Mehrzweckhauses und des Wasserhochbehälters sowie die Sanierung der Wasserversorgung.

Letzter Bürgermeister der Gemeinde Stetten war von 1945- 1975 Herr Otto Meier, welcher in dieser Zeit als Vertreter des Rheintals und des landwirtschaftlichen Berufsstandes auch dem Kreisrat des Landkreises Waldshut angehörte und sich hierbei große Verdienste erwarb.

Im Jahre 1934 kam die bis dahin selbstständige Gemeinde Günzgen, die bereits mit Stetten einen gemeinsamen Schulverband bildete, zur Gemeinde Stetten hinzu. Im Zuge der Gemeindereform des Landes Baden-Württemberg im Jahre 1975 wurde die Gemeinde Stetten – gegen den Willen des Großteils der Bevölkerung – mit den Gemeinden Bergöschingen, Hohentengen und Lienheim zur neuen Gemeinde Hohentengen am Hochrhein zusammengeschlossen.

Seit Sommer 1996 erstrahlte Stetten in neuem Glanz, da der Ortskern im Rahmen des Dorfentwicklungsplanes fertig gestellt wurde. Auch konnten sich die Stettenerinnen und Stettener über eine fast vollständige Sanierung der Landesstraße L 161 a mit verkehrsberuhigender Ortsumfahrung freuen.

In den letzten Jahren konnte das alte Schulhaus teilsaniert, ein neues Nutzungskonzept erstellt und Räume für die Feuerwehrabteilung Stetten gefunden werden. Der Musikverein Stetten-Bergöschingen erbaute sich mit Unterstützung der Gemeinde sein eigenes Vereinsheim und Probelokal.

Ganz aktuell wurden die Einwohner von Stetten mit der modernsten Infrastruktur für moderne Kommunikationstechnologie versorgt. In diesem Zusammenhang wurde auch die Stromversorgung modernisiert und damit die Versorgungssicherheit enorm erhöht.

Stetten ist aber auch weiterhin von der Landwirtschaft geprägt. Daneben bestehen sechs Gewerbebetriebe und eine Gastwirtschaft. Viele Bürgerinnen und Bürger gehen ihrem Verdienst in Nachbarorten und in der Schweiz nach. Stetten zählt heute xxx Einwohner In der Gesamtgemeinde Hohentengen a.H. leben xxx Einwohner.